Basisdokumentation

BACnet
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Netzwerke mit MS/TP
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Trunks
Auslegung von BACnet-Netzwerken mit MS/TP-Trunks
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5 BACnet-Netzwerke mit MS/TP-Trunks
5.1 Auslegung von BACnet-Netzwerken mit MS/TP-Trunks
MS/TP bedeutet Master-Slave/Token-Passing und steht für das BACnet-Datenlink-Protokoll mit Diensten
basierend auf EIA-485 als physikalischer Schicht. Es ermöglicht die einfache Verkabelung vor Ort mit 3
Drähten bis zu einer max. Verkabelungslänge von 1200m.
Das logische Prinzip hinter MS/TP ist das Token-Passing, d. h. es wird ein Token im System von einem
Gerät zum andern über den EIA-485-Bus übertragen. Ein Gerät kann erst nach Erhalt dieses Tokens
kommunizieren. MS/TP unterscheidet dabei noch zwischen zwei Arten von Geräten:
Master-Geräte
Slave-Geräte
Ein BACnet-Slave kann gelesen/geschrieben werden, erhält jedoch nie das Token. Der Nachteil der Slave-
Geräte liegt daher darin, dass sie selbst keine Meldungen absetzen können und dass es für den Aufbau der
Kommunikation immer einen Master im Netzwerk geben muss. Andererseits haben sie den Vorteil, dass je
mehr Slaves auf dem EIA-485-Bus existieren, desto weniger Token-Übergaben finden statt, was die
Kommunikation insgesamt beschleunigt. Die Nachteile überwiegen jedoch gesamthaft, was dazu führt,
dass die meisten MS/TP-Geräte als Master-Geräte ausgeführt sind.
Jeder Master im Netzwerk gibt periodisch einen Poll für den nächsten Master aus, d. h. prüft seinen
Nachfolger, um das Token weiterreichen zu können. Dabei sendet jeder Master eine Abfrage zwischen der
eigenen Adresse und der nächsten bekannten Master-Adresse aus. Ist z. B. die aktuelle Adresse des
Master-Geräts 12 und die nächste bis jetzt bekannte Master-Adresse ist 22, werden die Adressen 13...21
periodisch aufsteigend abgefragt, um zu sehen, ob ein neues Master-Gerät mit einer Adresse in diesem
Bereich zum Netzwerk hinzugefügt wurde. Da es bis zu einem Time-Out-Fehler warten muss, um
festzustellen, dass kein entsprechender Master unter der abgefragten Adresse existiert, ist es leicht
einzusehen, dass solche ungenutzten Adresslücken vermieden werden sollten, um die Performance eines
BACnet-MS/TP-Systems nicht zu beeinträchtigen.
BACnet-MS/TP bietet eine kleinere Bandbreite als BACnet/IP. Ein MS/TP-Netzwerk funktioniert
typischerweise mit 76.8 kBit/s, während IP-Netzwerke 100..1000 kBit/s aufweisen.
Generell gilt, dass alle MS/TP-Geräte dieselbe Baud-Rate haben müssen, wobei das langsamste MS/TP-
Gerät die Einstellgrenze vorgibt. Für eine gute Performance ist also sicherzustellen, dass kein einziges
MS/TP-Gerät das System verlangsamt.
Wenn MS/TP auch nicht als allgemeiner BACnet-Backbone verwendet werden kann, so sind MS/TP-
Geräte die richtige Wahl für eine Vielzahl an Applikationen aufgrund folgender Vorteile:
Einfache, kostenwirksame Verkabelung basierend auf der bewährten EIA-485-Technik
MS/TP unterstützt generell Kabellängen bis zu 1200m ohne zusätzliche Netzwerkgeräte und unterstützt
so eine verteilte Steuerung
BACnet-MS/TP wird offiziell unterstützt in der BACnet-Norm, was zu einem nahtlosen BACnet-System
auf allen Ebenen führt
BACnet-MS/TP-Geräte sind kosteneffizient für Anwendungen, die keine schnellen Update-Raten
benötigen (wie VVS und Wärmepumpenregler) und bei denen BACnet/IP-Geräte in der Regel aus
Kostengründen nicht eingesetzt werden.
Es ist jedoch wichtig, dass MS/TP-Netzwerke richtig angewendet und installiert sind, damit die Vorteile
zum Tragen kommen. Im Folgenden werden diejenigen Aspekte beschrieben, die für eine optimale System-
Performance wichtig sind.