Operation Manual
“buch” — 2014/9/6 — 18:56 — page 862 — #858
24 Der Raspberry Pi im Vogelhaus
24.4 Das Vogelhaus im praktischen Einsatz
Nach so vielen Tipps zur optimalen Verwendung der Kamera sollen Sie zum
Abschluss noch erfahren, welche der bisher dargestellten Möglichkeiten wir tatsäch-
lich im Vogelhaus genutzt haben: Die Bewegungserkennung mit
motion,dieein
durchaus breites Einsatzspektrum hat, haben wir nicht genutzt. Der Grund: Wären tat-
sächlich Meisen in das Haus eingezogen, so wäre dort permanent Bewegung gewesen,
und
motion hätte praktisch unablässig gefilmt (jedenfalls, solange das Licht ausreicht).
Stattdessen wurde mit
raspistill alle 60 Sekunden ein Einzelbild in der Auflösung
1024
768 Pixel geschossen. Es bietet sich an, das von cron erledigen zu lassen (siehe
Abschnitt 4.12). Der folgende
crontab-Eintrag ist hier nur aus Platzgründen über zwei
Zeilen verteilt. Geben Sie das gesamte Kommando ohne
\ in einer Zeile an!
* * * * * raspistill -o /var/www/html / birdpi. jpg -w 1024 -h 768 \
-ex night -ifx denoise -sh 50
Der Parameter -ex night schaltet die Kamera dabei in eine Art Nachtmodus. Dieser
bewirkt hauptsächlich, dass die Kamera hohe ISO-Werte nutzt, die sonst nicht zum
Einsatz kämen. Mit
-ifx denoise wird eine Nachbearbeitung vorgenommen, die das
Bildrauschen reduzieren soll, das durch die hohen ISO-Werte entsteht. Dadurch wird
das Bild aber recht stark »gebügelt«, und es besteht die Gefahr, dass Details verloren
gehen. Deshalb wird zum Schluss noch mit
-sh 50 ein wenig nachgeschärft.
Abgelegt wird das Bild unter
/var/www/html. Das ist das Standardverzeichnis des
Webservers Apache, der ebenfalls auf dem Raspberry Pi installiert ist. Im gleichen Ver-
zeichnis liegt eine sehr einfach gestrickte HTML-Datei, die nichts weiter macht, als
dieses Bild anzuzeigen:
<html >
<head>
<title> BirdPi</ title>
</head >
<body>
<img src =" ./ birdpi. jpg" alt="Vogelhaus ">
</body >
</ html >
Durch Eingabe der IP-Adresse des Vogelhaus-Raspberry-Pi wird nun das Bild aus der
Brutkammer angezeigt.
Lichtverhältnisse und Bildqualität
Wir waren uns nicht sicher, wie Meisen auf zusätzliches Infrarotlicht in der Brut-
kammer reagieren, und haben es daher nicht eingesetzt. Das hat zur Folge, dass für
einige Stunden in der Mitte der Nacht ein rein schwarzes Bild entsteht. Allerdings
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24.4 Das Vogelhaus im praktischen Einsatz
ist die NoIR-Variante der Raspberry-Kamera ausreichend lichtstark, um auch bei sehr
geringem Umgebungslicht, etwa bei Mondschein oder in der Morgen- und Abend-
dämmerung, schon erkennbare Bilder zu liefern. Falls doch irgendwann ein Hilfslicht
zum Einsatz kommen wird, werden wir zu einer einzelnen Infrarot-Diode greifen –
alles andere wäre für den Einsatz auf so kleinem Raum völlig übertrieben.
Die Bildqualität haben wir getestet, indem wir kleine Gegenstände in das Vogelhaus
gelegt haben, etwa ein Spielzeugauto oder eine Tomate. Die entstandenen Bilder
waren brauchbar, wenn auch nicht hundertprozentig scharf. Das liegt daran, dass
man bei dieser Entfernung an der Naheinstellgrenze der Kamera kratzt. Sie kennen
das von Ihren eigenen Augen – was Sie sich direkt vor die Pupille halten, können Ihre
Augen nicht scharf abbilden, ein gewisser Mindestabstand muss sein. Trotzdem war
das Bild hinreichend gut, um von weiteren Modifikationen abzusehen.
Wo ist nun die brütende Meise?
Gern hätten wir Ihnen an dieser Stelle noch ein Foto von brütenden Meisen gezeigt,
aber unser Vogelhaus wurde leider nicht bezogen. Ein Freund mit ornithologischem
Sachverstand führte es darauf zurück, dass der Zeitpunkt (Ende Februar / Anfang
März) schon zu spät gewählt war. Im nächsten Jahr versuchen wir unser Glück aufs
Neue. Im Blog zu diesem Buch unter der Adresse http://pi-buch.info werden wir Sie
darüber auf dem Laufenden halten!
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