Operation Manual

buch” 2014/9/6 18:56 page 856 #852
24 Der Raspberry Pi im Vogelhaus
Möglichkeiten zur Bildkorrektur
Wenn die Standardwerte des Kameramoduls keine zufriedenstellenden Ergebnisse
liefern, gibt es einige Stellschrauben, an denen Sie drehen können. Ist Ihr Bild chro-
nisch unterbelichtet, ohne dass Sie das Problem durch eine Änderung der Beleuch-
tungssituation beheben können, kommt Ihnen vielleicht der Parameter
-ev (Exposure
Value, Belichtungskorrektur) zur Hilfe. Das Bild wird, wenn Sie hier einen positiven
Wert angeben, künstlich aufgehellt. Dieser und weitere Parameter zu Bildkorrektur
werden in Abschnitt 13.7 erläutert.
ISO-Einstellung
Wenn heute ein Kindergartenkind gebeten wird, Filmdöschen zum Basteln mitzubrin-
gen, guckt es in der Regel ein wenig verwirrt aus der Wäsche. Wir Älteren wissen aber
noch, dass es Filmrollen in verschiedenen Empfindlichkeitsstufen gibt, die an der ISO-
Zahl erkennbar sind und von Anhängern der analogen Fotografie noch heute gern
benutzt werden. Je höher der ISO-Wert ist, umso empfindlicher ist der Film, also umso
weniger Licht muss auf ihn fallen, um ein ansehnliches Bild zu produzieren.
Die Sensoren heutiger Kameras können ebenfalls in ihrer Empfindlichkeit eingestellt
werden. Höhere ISO-Werte erhöhen auch hier die Empfindlichkeit und ermöglichen
Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Diesen Vorteil erkauft man sich in der
Regel mit zunehmendem Bildrauschen.
Auch den ISO-Wert der Raspberry-Pi-Kamera können Sie einstellen. Standardmäßig
kommt eine Automatik zum Einsatz, die selbstständig versucht, die richtige ISO-
Einstellung zu wählen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann die Automatik a ber
versagen und über- oder unterbelichtete Bilder liefern. In diesem Fall stellen Sie den
Wert manuell ein:
raspistill -o bild . jpg -ISO 800
Im Vogelhaus wurde die Kamera auf die höchste Empfindlichkeitsstufe eingestellt.
Die Skala reicht bei der Raspberry-Kamera von 100 bis 800 in Hunderterschritten.
Den ISO-Parameter können Sie auch für Videoaufnahmen mit
raspivid nutzen.
Zeitverzögerung und Zeitrafferfilme
Sie können die Kamera eine Zeitlang warten lassen, bevor das Bild erzeugt wird. Die
Länge der Pause geben Sie in Millisekunden an, für fünf Sekunden Verzögerung also
5000:
raspistill -o bild . jpg -t 5000
856
buch” 2014/9/6 18:56 page 857 #853
24
24.2 Kamerapraxis
Eine Zeitrafferaufnahme erstellen Sie, indem Sie den zusätzlichen Parameter -tl
(tl = timelapse, Zeitraffer) hinzunehmen. Das folgende Kommando erstellt alle fünf
Sekunden ein Bild, insgesamt sechzig Sekunden lang. Das
\%03d im Dateinamen führt
dazu, dass
raspistill die Bilder mit einer fortlaufenden dreistelligen Nummer ver-
sieht, also
bild-001.jpg, bild-002.jpg und so weiter.
raspistill -o bild -%03 d.jpg -t 60000 -tl 5000
Jetzt haben Sie eine Reihe von Einzelaufnahmen, die Sie zu einem Zeitraffervideo
zusammenbacken können. Das gelingt mit
avconv (audio-video-converter). Sollte
avconv auf Ihrem Raspberry Pi noch nicht installiert sein, können Sie das schnell mit
sudo apt-get -fym install libav-tools nachholen. Das folgende Kommando erstellt
aus Ihren Einzelbildern ein Video im MP4-Format mit fünf Bildern pro Sekunde:
avconv -r5 -f image2 -i bild -%03 d. jpg zeitraffer .mp4
Dieser Vorgang ist sehr rechenintensiv und dauert auf dem Raspberry Pi eine ganze
Weile. Falls Sie noch einen weiteren, schnelleren Linux-Rechner zur Verfügung haben,
ist es eine gute Idee, die Einzelbilder auf diesen zu kopieren und das Zeitraffervideo
dort erstellen zu lassen.
Videos aufzeichnen mit raspivid
Das Aufzeichnen von Videos mit raspivid ist genau so einfach wie das Anfertigen von
Standbildern, und viele Parameter sind ebenfalls gleich oder ähnlich. Das folgende
Kommando nimmt ein Video von 10 Sekunden Länge auf (auch hier wieder in Milli-
sekunden angegeben). Die Größe ist dabei auf 640 mal 480 Pixel reduziert.
raspivid -o video . h264 -w 640 -h 480 -t 10000
Das Videoformat H.264, das standardmäßig verwendet wird, können die meisten
Abspieler problemlos verarbeiten. Sollten Sie doch einmal Probleme haben, können
Sie das Video mit
avconv, das Sie bei den Zeitrafferaufnahmen schon kennengelernt
haben, konvertieren. Das folgende Kommando rechnet Ihr Video in das MP4-Format
um:
avconv -i video. h264 -vcodec copy video. mp4
Hier gilt wie beim Zeitraffer: Es dauert auf dem Raspberry Pi recht lange. Sie können
tricksen, indem Sie die Bildwiederholrate reduzieren, etwa auf 15 Bilder pro Sekunde:
avconv -i video. h264 -r 15 - vcodec copy video. mp4
Das geht natürlich zulasten der Bildqualität. Bei 15 Bildern pro Sekunde nimmt das
menschliche Auge schon ein störendes Ruckeln wahr. Besser ist es, Sie nehmen die
Konvertierung auf einem anderen, schnelleren Rechner vor.
857