Operation Manual

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3 Arbeiten im Terminal
Umgangssprachlich werden textorientierte Programme wie ls aber oft als Komman-
dos bezeichnet.
Ein Prozess ist auf Betriebssystemebene für die Ausführung eines Programms oder
Kommandos verantwortlich. Erst durch den Start eines Kommandos oder Pro-
gramms wird dieses zu einem Prozess, der vom Linux-Kernel verwaltet wird.
In diesem Abschnitt lernen Sie, wie Sie feststellen, welche Prozesse gerade laufen und
wie viel Rechenzeit diese beanspruchen, und wie Sie Systemprozesse starten und stop-
pen.
Liste aller laufenden Prozesse
Eine Liste der zurzeit laufenden Prozesse können Sie sehr einfach mit ps erzeugen.
Ohne Optionen zeigt
ps nur Ihre eigenen Prozesse an und nur solche, die aus
Textkonsolen bzw. Shell-Fenstern gestartet wurden. Wenn Sie
ps die Optionenkom-
bination
ax hintanstellen, liefert das Kommando alle laufenden Prozesse, geordnet
nach der Prozessidentifikationsnummer (PID). Prozesse, deren Namen in eckigen
Klammern stehen, sind keine gewöhnlichen Programme, sondern Teilprozesse des
Kernels.
ps ax
PID TTY STAT TIME COMMAND
1 ? Ss 0:05 init [2]
2 ? S 0:00 [ kthreadd]
3 ? S 0:10 [ ksoftirqd /0]
...
6903 pts /1 S 0:03 leafpad
7075 pts /0 R + 0:00 ps ax
ps
kann durch zahllose Optionen gesteuert werden, wobei viele Optionen ohne das
sonst übliche vorangestellte Minuszeichen a ngegeben werden. Im folgenden Beispiel
wurde die Liste der Prozesse aus Platzgründen stark gekürzt. Unter Raspbian laufen
normalerweise rund 100 Prozesse zugleich. Eine schnellere Möglichkeit, die Prozesse
zu zählen, bietet das Kommando
wc (word count). Es zählt je nach Option die Zeichen,
Wörter oder Zeilen eines Texts.
ps ax | wc -l
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Praktischer als ps ist meist top (siehe Abbildung 3.4): Dieses Kommando ordnet die
Prozesse danach, wie sehr sie die CPU belasten, und zeigt die gerade aktiven Prozesse
zuerst an. Das Programm gibt auch einen Überblick über den aktuellen Speicherbe-
darf etc. Die Prozessliste wird alle paar Sekunden aktualisiert, bis das Programm mit
(Q) beendet wird.
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3.9 Prozessverwaltung
Abbildung 3.4 »top« ordnet die Prozesse nach CPU-Last
Der Wert in der PID-Spalte gibt die Prozessnummer an. Wenn Sie diese Nummer ken-
nen, können Sie außer Kontrolle geratene Programme oder Hintergrundprozesse mit
dem Kommando
kill gewaltsam stoppen.
Prozesse können verschiedene Zustände annehmen. Die zwei häufigsten Zustände
sind R (running)undS(sleeping, das Programm hat also gerade nichts zu tun und
wartet auf Eingaben). Programme können auch vorübergehend unterbrochen wer-
den und weisen dann den Zustand T (stopped)auf.
top nimmt auch interaktiv Kommandos entgegen. Damit können Sie Prozesse stop-
pen (
(K), kill) oder ihre Priorität verändern ( (R), renice).
Eine grafische Variante zu
top ist der Taskmanager, den Sie im Startmenü mit Sys-
temwerkzeuge Taskmanager starten (siehe Abbildung 3.5). Im Leerlaufbetrieb
beansprucht der Taskmanager freilich selbst die meiste Rechenzeit.
Abbildung 3.5 Der Taskmanager
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