Operation Manual

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3 Arbeiten im Terminal
Wirre Zeichen im Terminal
Sollten Sie mit cat oder less versehentlich eine binäre Datei ausgeben, werden die
in der Datei enthaltenen Bytecodes vom Terminal als Steuercodes interpretiert. Das
kann dazu führen, dass das Terminal gewissermaßen durcheinanderkommt und wei-
tere Ausgaben nicht mehr korrekt anzeigt. Abhilfe schafft das Kommando
reset oder
natürlich ein Neustart des Terminal-Programms.
tail
Bei langen Textdateien sind Sie womöglich nur an den letzten Zeilen interessiert. Das
trifft besonders häufig auf Logging-Dateien oder Dateien mit Messdaten zu, in denen
die gerade aktuellsten Daten in den letzten Zeilen stehen.
tail datei zeigt die letz-
ten 10 Zeilen an. Wenn Sie eine andere Zeilenanzahl wünschen, geben Sie diese mit
-n <nn> an.
tail -f beobachtet die Datei und gibt automatisch neue Zeilen aus, sobald diese
gespeichert werden.
tail läuft in diesem Fall so lange, bis Sie die Ausführung mit
(Strg)+(C) beenden.
tail -f / var/ log/ messages
Wie less kann natürlich auch tail mit | anderen Kommandos hintangestellt werden.
Beispielsweise liefert
dmesg alle Meldungen des Linux-Kernels seit dessen Start. Wenn
Sie sich nur für die letzten fünf Zeilen interessieren, führen Sie das folgende Kom-
mando aus:
dmesg | tail -n 5
grep
grep suchmuster dateien durchsucht die angegebenen Dateien nach dem Suchmus-
ter und gibt alle passenden Zeilen aus.
grep eignet sich dadurch auch dazu, um aus
einer Datei nur die Zeilen herauszufiltern, die den Suchbegriff enthalten. Das Verhal-
ten von
grep kann durch Optionen gesteuert werden: -i bedeutet, dass die Groß- und
Kleinschreibung im Suchmuster ignoriert wird.
-v dreht die Wirkung von grep um:
grep liefert jetzt als Ergebnis gerade die Zeilen, die den Suchbegriff nicht enthalten. -l
bewirkt, dass grep nicht die gefundenen Textpassagen anzeigt, sondern nur die Datei-
namen, in denen der Suchbegriff gefunden wurde.
grep wird besonders häufig mit dem Pipe-Operator verwendet, um die Ergebnisse
anderer Kommandos auf die im jeweiligen Kontext gerade wesentlichen Informatio-
nen zu reduzieren.
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3.6 Textdateien lesen und ändern
Im folgenden Beispiel ermittelt dpkg -L die Liste aller installierten Pakete. grep filtert
daraus P akete heraus, die in irgendeiner Form mit Python zu tun haben.
dpkg -L | grep -i python
Texteditoren
Bisher haben Sie zwei Texteditoren mit grafischer Benutzeroberfläche kennengelernt:
Das unter Raspbian standardmäßig installierte Programm Leafpad und die etwas
komfortablere Alternative Gedit. Beide Programme können Sie natürlich auch aus
einem Terminalfenster heraus starten. Vergessen Sie dabei nicht das Zeichen
&,um
den Editor losgelöst vom Terminal in einem eigenen Hintergrundprozess zu starten:
leafpad textdatei &
Neben Editoren mit grafischer Benutzeroberfläche gibt es auch Programme, die
direkt im Terminalfenster ausgeführt werden. Diese Programme haben weder eine
Bildlaufleiste noch ein Menü und sind insofern schwerer zu erlernen. Dafür erfolgt
ihr Start blitzschnell. Mit etwas Übung haben damit Sie kleine Änderungen bereits
durchgeführt und gespeichert, bevor Leafpad auf dem Bildschirm erscheint. Das ist
jetzt natürlich ein wenig übertrieben, aber wirklich nur ein wenig!
Editoren ohne Benutzeroberfläche haben noch einen wesentlichen Vorteil: Sie funk-
tionieren auch in Textkonsolen sowie via SSH. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei
Programme näher vor:
nano: Dieses Programm bietet zwar am wenigsten Funktionen, ist dafür aber
besonders leicht zu erlernen. Das Programm ist standardmäßig installiert.
Vi: Der Vi ist der Editor der Linux-Administratoren. Die Bedienung ist, gelinde
gesagt, gewöhnungsbedürftig, aber wer sich einmal in Vi eingearbeitet hat, will
die vielen Funktionen nicht mehr missen.
Emacs: Was den Einsatz professioneller Editoren betrifft, ist die Linux-Welt gespal-
ten. Dem Vi-Lager steht das Emacs-Lager gegenüber. Spötter betrachten den
Emacs wegen seiner vielen Funktionen als eigenes Betriebssystem. Die Vollversion
des Emacs ist auf dem Raspberry Pi aber nur in Ausnahmefällen zu empfehlen.
Weit besser geeignet ist die abgespeckte Variante
jmacs aus dem Paket joe.
Einige Programme starten zum Ansehen oder Editieren von Dateien selbstständig
einen Editor, standardmäßig zumeist den Editor Vi bzw. den zuletzt installierten Edi-
tor. Um ein anderes Programm zum neuen Defaulteditor zu machen, führen Sie
update-alternatives aus. Anschließend können Sie das gewünschte Programm fest-
legen:
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