Preface
IV
Vorwort
Die vorliegende Ausgabe enthält sämt-
liche bisher bekannt gewordenen Noc-
turnes von Chopin. Einer folgerichtig
durchgeführten chronologischen Anord-
nung der Werke steht die Tatsache ent-
gegen, dass, wie es auch bei anderen
Gattungen der Fall ist, so auch von den
21 Nocturnes 3 erst nach dem 1849 er-
folgten Tod Chopins gegen seinen aus-
drücklich geäußerten Wunsch (siehe
Brief von Camille Pleyel an Chopins
Schwester Louise J
edrzejewicz vom
12. Dezember 1853) veröffentlicht wor-
den sind. Sie wurden deshalb nicht in
die chronologische Anordnung hinein-
genommen, sondern erhielten ihren
Platz am Schluss dieses Bandes.
Die Richtlinien für die editorische Ar-
beit wurden aus der schon bei den vor-
hergehenden Bänden (Etüden, Walzer)
entwickelten Methode abgeleitet, nach
der bei Vorhandensein mehrerer Quellen
nach Möglichkeit eine einheitliche Quel-
lenschicht zu Grunde gelegt wird, die
sich auf Grund der Übereinstimmung Übereinstimmung
bestimmter Kriterien (Stechereintra-
gungen, Verlagsnummern usw.) zwi-
schen Eigenschrift und einer der in ver-
schiedenen Ländern erschienenen Erst-
ausgaben häufig nachweisen lässt. Beim
Fehlen von Eigenschriften wurde ver-
sucht, aus biographischen Notizen,
Briefstellen usw. festzustellen, zu wel-
chem Verleger der Komponist in einer
bestimmten Epoche jeweils die engsten
Beziehungen unterhielt, woraus dann
unter Umständen Rückschlüsse gezogen
werden konnten auf die Zuverlässigkeit
der in diesem Verlagsunternehmen ent-
standenen Erstausgaben. Außer den
Handschriften und Erstausgaben wur-
den immer auch die späteren Ausgaben
von Mikuli und Paderewski sowie die
Oxford Edition herangezogen. Über die
Quellenlage im Einzelnen und die ver-
schiedenen Lesarten geben die Bemer-
kungen am Ende des Bandes nähere
Auskunft.
Das posthume Nocturne in cis-moll
KK IVa Nr. 16 liegt in einer Eigenschrift,
einigen Abschriften (von Brown noch
für Eigenschriften gehalten), einer Erst-
ausgabe und einem Frühdruck vor. Die
Eigenschrift enthält eine interessante
Stelle, an der in der rechten und der lin-
ken Hand 4 und 3 Takt gegeneinander
gestellt sind. Die anderen Quellen –
übrigens besser bezeichnet als die Ei-
genschrift – behalten an dieser Stelle
den 3 Takt für beide Hände bei. Diese
Lesart wirkt aber gegenüber dem natür-
lichen Fluss der Chopinschen Linie ge-
zwungener, und man gewinnt den Ein-
druck, dass Abschreiber und Herausge-
ber der damals nicht gerade alltäglichen
Tatsache eines unterschiedlichen Takt-
metrums für beide Hände etwas unsi-
cher gegenüberstanden und deshalb
selbständige Lösungen gesucht haben.
Zum Vergleich wird dieses Nocturne in
zwei Fassungen wiedergegeben.
Die Notierung folgt im Wesentlichen Wesentlichen
der Schreibweise der Quellen und gibt
damit auch optisch tonräumliche Zu-
sammenhänge wieder, die bei der mo-
dernen Gepflogenheit, schematisch die
Noten der rechten Hand ins obere und
die der linken Hand ins untere System
zu setzen, im Notenbild oft verloren ge-
hen. Ziffern in Schrägschrift stammen
aus den handschriftlichen Quellen oder
den Erstausgaben und stellen damit den
von Chopin selbst vorgeschlagenen Fin-
gersatz dar. In Klammern gesetzte Zei-
chen finden sich nicht in den Quellen,
wo sie aber offenbar nur aus Versehen
fehlen.
Gebührender Dank für freundlicher-
weise zur Verfügung gestelltes Quellen-
material sei an folgende Persönlichkei-
ten, Bibliotheken und Archive abgestat-
tet:
Dr. Anthony van Hoboken, Ascona;
Prof. Oswald Jonas, Chicago; Bayerische
Staatsbibliothek, München; Biblioteka
Narodowa, Warschau; Bibliothek der
Gesellschaft der Musikfreunde, Wien;
Bibliothèque Nationale, Paris; British
Museum, London; Chopin-Gesellschaft,
Warschau; Deutsche Staatsbibliothek,
Berlin; Newberry Library, Chicago;
Photogrammarchiv in der Musiksamm-
lung der Österreichischen Nationalbib-
liothek, Wien; Staatsbibliothek Preußi-
scher Kulturbesitz, Berlin; Universitäts-
bibliothek, Posen.
Ferner sage ich für wichtige Auskünf-
te und Hinweise in Quellenfragen ganz
besonderen Dank Frau Krystyna Koby-
lapska, Warschau, und für manche son-
stige Unterstützung und Anregung Frau
Professor Dr. Zofia Lissa, Warschau,
Professor Dr. Friedrich Blume, Schlüch-
tern, und Professor Wilhelm Maler,
Hamburg.
Rheinberg, Winter 1979/801979/80
Ewald Zimmermann
Preface
All the Nocturnes of Chopin which are
known up to now are contained in the
present edition. To follow a strictly
chronological sequence of the work does
not appear to be advisable in view of the
fact that three of the twenty-one Noc-
turnes, as is the case with works in other
forms, were only published, contrary to
Chopin’s express wishes, after his death
in 1849 (see Camille Pleyel’s letter of 12
December 1853 to Chopin’s sister, Lou-
ise J
edrzejewicz). Those three Nocturnes
were therefore not included in
the chronological arrangement but have
been given a separate place at the end of
this volume.
The editorial principles which have
been applied derive from the method
followed in the preceding volumes
(Etudes, Waltzes), according to which,
when several sources were available, a
uniform “source-layer”, as one may call
it, was, as far as possible, taken as a ba-
sis. This basis can often be established
by the conformity of certain definite
criteria (such as the engraver’s anno-
tations, the publishers’ numbers, etc.)
between the autograph and one of the
first editions published in one or the
other country.
In the absence of autographs, an at-
tempt was made at ascertaining, from
biographical notes, letter extracts, etc.